Dass Schubladendenken etwas mit Offenheit und der Fähigkeit zu verzeihen zu tun hat, könnte neu für dich sein. Und du fragst dich sicher, wie diese eigentlich negative Art zu denken, etwas Positives bewirken kann. Aber richtig verstanden kann dir meine Art des Schubladendenkens helfen, deine Perspektive gezielt zu verändern, um so deine Mitmenschen besser verstehen und akzeptieren zu können. Mit dieser Methode gelingt es dir, offener, verständnisvoller und ausgeglichener zu sein.
Aber von Beginn an: In meinen Hypnocoachings treffe ich oft auf Geschäftsleute, die vor folgender Herausforderung stehen: Ihre Arbeit und sie selber werden oft nicht wertgeschätzt, sie werden von oben behandelt und das Lob, beziehungsweise das positive Feedback von ihren Vorgesetzten, Kollegen und Kunden fehlt. Menschen, denen es so geht, leiden natürlich meist nicht nur im Beruf, sondern auch im Privatleben darunter. Dass diese Menschen oft nicht mehr können und völlig ausgebrannt sind, ist kein Wunder.
Sie fühlen sich erniedrigt und sind zudem völlig überlastet. Da sie nämlich kein gesundes Selbstwertgefühl mehr haben, neigen sie dazu, nicht Nein sagen zu können. Konkret heißt das, dass sie ohne Wertschätzung arbeiten und daher glauben, ihre Arbeit sei nichts wert. Deshalb nehmen sie immer mehr Arbeit – viel zu viel Arbeit – an, um die vermeintlich schlechte Qualität ihrer Arbeit mit Quantität zu kompensieren. Im Endeffekt liefern sie sich dabei nur der Gefahr aus, ins Burn-Out zu schlittern. Vielen dieser Menschen passiert das schlussendlich auch. Nicht zuletzt deshalb, weil ihnen diese Wunde der Erniedrigung sehr oft zugefügt wurde. Irgendwann ist es einfach zu viel.
Viele dieser Menschen finden schließlich den Weg zu mir. Damit haben sie den ersten Schritt aus dem Teufelskreis heraus bereits hinter sich. Sie sitzen mir gegenüber und warten gespannt darauf, wie ihnen Hypnocoaching weiterhelfen wird.
Was ich dann mache, ist ganz einfach. Ich öffne eine Schublade. Diese Schublade ist natürlich eine Metapher – wir Menschen verstehen komplizierte Vorgänge in unserem Inneren viel leichter, wenn sie uns bildlich vor Augen geführt werden. Anhand der geöffneten Schublade erkläre ich meinen Kunden, dass sie sich quasi in einer solchen Schublade befinden. Sie sind in ihrer eigenen Wirklichkeit und wenn sie sich nicht bewegen, bleiben sie immer nur in ihrer eigenen Welt. Ihre Sicht in/aus der Schublade ist sehr eingeschränkt. Und da sie im Moment die Welt nur aus ihrer Schublade heraus betrachten, können sie nicht alles wahrnehmen.
Zweitens erkläre ich ihnen, dass sie selbst denken, fühlen und handeln. Niemand denkt, fühlt und handelt für sie. Alle diese Vorgänge gehen von uns selbst aus und können deshalb nur von uns selbst gesteuert werden. Egal ob es zum Beispiel Trauer, Glück oder Freude ist. Jedes Gefühl entsteht in uns selbst. Andere Menschen können nur der Auslöser dafür sein. Aber die Emotionen und Reaktionen dazu sind immer bei uns. Ausnahmslos. Das geht gar nicht anders. Wenn beispielsweise ein Vorgesetzter uns schlecht behandelt, dann ist das Gefühl der Erniedrigung trotzdem unser eigenes. Es entsteht in unserem Körper und hat nichts mehr mit ihm zu tun. Auch jede Handlung, die aus einer solchen Erniedrigung herrührt, führen wir selber aus. Es ist ja nicht dieser Vorgesetze, der uns wie eine Marionette bewegt. Wir bewegen uns selber!
Wenn meine Kunden das alles verstanden haben, dann öffne ich eine zweite Schublade. Und ich frage sie, was sie dort sehen. Wenn sie sitzen bleiben und sich nicht bewegen, dann sehen sie nicht den ganzen Inhalt der Schublade. Diese zweite Schublade symbolisiert jedoch die Denkweise eines anderen Menschen, zum Beispiel ihres Vorgesetzten. Sie verstehen also nicht, wie dieser andere Mensch denkt. Wenn sie aber aufstehen und ihre Perspektive ändern, dann können meine Kunden den ganzen Inhalt der Schublade betrachten. Die Perspektive zu ändern und sich „in die Schublade eines anderen Menschen zu denken“ ist also entscheidend für eine zumindest annähernd objektive Beurteilung einer Situation. Ganz objektiv werden wir nie sein können – weil wir Menschen sind. Aber wir sollten es unbedingt versuchen!
Also versuch dich in die Schublade eines anderen Menschen zu denken! Und dir wird klarwerden, dass der andere oft aus gewissen Motiven heraus handelt – Motive, die in seiner Wirklichkeit Sinn machen. Wenn du ihn nämlich in seiner Wirklichkeit betrachtest und ihn auch so akzeptierst, dann hast du viel weniger Probleme. Denn damit kannst du dem anderen auf eine gewisse Art und Weise auch verzeihen.
Denn den Menschen, die andere von oben herab behandeln, muss selbst einmal etwas Schlimmes zugestoßen sein. Sonst wären sie nicht so, wie sie sind. Salopp formuliert heißt das, dass diese Menschen nicht von Haus aus Trotteln sind. Sondern dass es einen Grund für ihr verletzendes Verhalten gibt. Jemand, der seine Stärke ausspielt, muss dieses Verhalten irgendwie erlernt haben. Sei es, dass er zum Beispiel selbst ein fehlendes Selbstwertgefühl hat. Und wenn wir uns in seine Schublade hineindenken, dann können wir diesem Menschen viel leichter verzeihen. Um schlussendlich das Gefühl der Erniedrigung loszuwerden. Denn dieses entsteht ja bei uns und nur wir können es in den Griff bekommen.
Durch meine Schubladentechnik kannst du also gezielt deine Perspektive ändern, um dich in andere Menschen hineinversetzen zu können. Auf den Punkt gebracht geht es dabei nur um zwei Dinge: Du musst verstehen, dass jeder Mensch in seiner eigenen Wirklichkeit lebt. Dort musst du ihn akzeptieren. Und du musst verstehen, dass nur du deine Gefühle kontrollieren kannst. Niemand anderer ist dafür zuständig. Naja – „müssen“ musst du grundsätzlich gar nichts. Doch am Ende bleibt es immer deine Entscheidung.
Wenn wir uns also auf andere einlassen, dann werden wir offener. Wir lassen unsere Sturheit hinter uns und kommen ganz einfach viel weiter im Leben und im Beruf.